Kundgebung am Freitag, 18.12. um 18:00 Uhr | Gröpelinger Heerstr./Ecke Ohlenhof
Mohamed Idrissi vor sechs Monaten von der Bremer Polizei getötet
Sechs Monate ist es her, dass der psychisch erkrankte Bremer Mohamed Idrissi vor seiner Wohnung in Gröpelingen im Rahmen eines tödlichen Polizeieinsatzes erschossen wurde. In Gedenken an Herrn Idrissi organisiert das Bündnis „Justice for Mohamed“ am 18. Dezember in Gröpelingen eine Kundgebung. Die Angehörigen von Herrn Idrissi fordern zusammen mit dem Bündnis eine lückenlose Aufklärung der polizeilichen Tötung sowie die Übernahme der Verantwortung durch Polizei und Innenbehörde.
Von einer Aufklärung der Tötungsumstände von Herrn Idrissi ist Bremen jedoch noch immer meilenweit entfernt. Vielmehr hat die Staatsanwaltschaft vor wenigen Wochen verkündet, die Todesschüsse auf den psychisch Erkrankten seien „gerechtfertigt“, bei dem polizeilichen Todesschützen sei „kein Fehlverhalten“ festzustellen gewesen. Die Ermittlungen wurden eingestellt.
Für die Hinterbliebenen von Herrn Idrissi ist dies in keiner Weise nachvollziehbar. Sie haben viele unbeantwortete Fragen und fordern deren Beantwortung sowie eine lückenlose Aufklärung im Rahmen konsequenter, umfassender Ermittlungen.
„Die Nachricht von der Einstellung des Verfahrens und die beabsichtigte Schließung der Akten hat uns völlig schockiert“, so Aicha Meisel-Suhr, die Tochter von Herrn Idrissi. „So viele Fragen sind nach wie vor ungeklärt: Warum wurde mein Vater erschossen? Wie kam es zu der polizeilichen Eskalation vor Ort? Was passierte, nachdem die Schüsse auf meinen Vater abgegeben wurden?“
Der Anwalt der Familie hat haarsträubende Fehler bei den bisherigen Ermittlungen zum Tatablauf festgestellt und bezeichnet diese als so lückenhaft, dass dies selbst für Laien erkennbar sei. Eine Beschwerde gegen die staatsanwaltschaftliche Einstellung hat er im Auftrag der Angehörigen bei der Generalstaatsanwältin eingereicht, sie ist derzeit in Prüfung.
„Die Tötung meines Vaters ist unaufgeklärt. Wir erwarten Antworten. Es darf nicht sein, dass in Bremen ein psychisch kranker Mensch von der Polizei einfach erschossen wird, ohne dass irgendwer zur Verantwortung gezogen wird. Wir verlangen Aufklärung, wir verlangen Gerechtigkeit,“ fordert Aicha Meisel-Suhr.
Am 18.12.2020 veranstaltet das Bündnis „Justice for Mohamed“ zusammen mit den Angehörigen eine Kundgebung, um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Es wird ein Gedenkort eingerichtet und 183 Kerzen angezündet werden, weil Mohamed Idrissis Tötung dann genau 183 Tage zurückliegt. Die Gedenkkundgebung findet in Gröpelingen statt, wo Mohamed zu Hause war, damit auch seine ehemaligen Nachbar*innen und Bekannten öffentlich an ihn erinnern und seinen Tod betrauern können.